Brief GdG-Ratsvorstand an das Bistum

Brief des GdG-Ratsvorstand an den Bischof und den Generalvikar vom 16.11.2020

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Brief an den Bischof und Generalvikar
Datum:
So. 22. Nov. 2020
Von:
SHo

Liebe Pfarrgemeinde,

aus Anlass des Aufrufs des Bistums "Helfen Sie Verbrechen aufzudecken, ..."  hat sich der Vorstand des GdG-Rats umgehend am 16.11.2020 an den Bischof und Generalvikar gewandt.

Der Aufruf war in ganzseitigen Anzeigen in den Tageszeitungen zu finden und ist immer noch als erstes unübersehbar auf der Bistumshomepage präsent.

Diesen Brief möchten wir nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen.

 

Würselen 16.11.2020
Betreff: Ihr Aufruf: Helfen Sie, Verbrechen aufzudecken ...

 
Sehr geehrter Bischof Dr. Dieser, sehr geehrter Dr. Frick,
 
vorab möchten wir als Vorstand des GdG-Rats St. Sebastian Würselen Ihnen mitteilen, dass wir es positiv finden, dass das Bistum Aachen es Ernst zu nehmen scheint den Missbrauch innerhalb der kath. Kirche aufbarbeiten zu wollen.
 
Es gibt für uns keine zwei Meinungen:
  • Jeder einzelne Fall ist einer zu viel.
  • Jeder einzelne Fall muss konsequent, lückenlos verfolgt, aufgeklärt und sanktioniert werden.
  • Prävention muss weiterhin einen hohen Stellenwert behalten.
    • Der Internetauftritt www.bistum-aachen.de/Praevention ist sehr gut gelungen und deckt die vielen Facetten rund um das Thema ab.
    • Die Schulungen aller (Geweihter, Hauptamtler, Ehrenamtler) in dem Kontext sind wichtig und gut.
  • Wir sind auch dafür, dass überfällige Reformen in der kath. Kirche endlich angegangen werden.
Was aber in unseren Augen gar nicht geht ist der für uns emphatielose Aufruf in ganzseitigen Anzeigen der Tageszeitungen und des Internetauftritts des Bistums.
 
Dort rufen sie auf jeden Missbrauchsfall durch Kleriker zu melden.
 
Ist ein Fall durch GemeindereferentInnen, MessdienerleiterInnen, alle anderen EhrenamtlerInnen für die kath. Kirche nicht genau so schlimm, genau so relevant?
 
Welches Menschenbild steckt dahinter?
Wenn es kein Priester war, kann man diese Menschen leichter loswerden? ("Wir" [Priester] sind es ja nicht gewesen!)
 
Steckt da vielleicht doch dahinter, dass sich Geweihte für eine besondere Elite der Kirche halten?
 
Am schlimmsten finden wir, dass Sie mit diesem Aufruf die geweihten Menschen unter Generalverdacht setzen.
 
Sie als Leitung des Bistums haben auch eine Verantwortung für die vielen Priester, die sich ihr ganzes Leben nichts zu Schulden haben kommen lassen und sich mit Leib und Seele für die Kirche und ein christliches Leben eingesetzt haben - und das teilweise über Erschöpfungsgrenzen hinaus.
 
Diese Verantwortung / Fürsorgepflicht haben Sie mit diesem so fokussierten Aufruf mit Füßen getreten!
 
Uns ist bewusst, dass das letzte Woche veröffentlichte Gutachten unter der Überschrift und dem Fokus auf den Klerikerkreis steht.
 
Dennoch hätte man Aufruf so gestalten müssen, dass man sich für jeden Fall interessiert - auch die durch Laien - und sich vertrauensvoll an das Bistum wenden kann.
 
So geht man mit seinen "Mitarbeitern" nicht um - In der freien Wirtschaft würde ich mich fragen, ob ich nicht besser die Firma oder den Chef wechsele.
 
Mit freundlichen Grüßen - der Vorstand des GdG Rates der Pfarrei St. Sebastian Würselen
        S. Holtmanns (Vors.) - B. Cohnen - H. Schulteis - H. Bergrath - U. Weisgerber