Bilder und Bericht von der Pilger- und Studienreise nach Apulien

Apulien St. Nikolaus (c) RGa
Apulien St. Nikolaus
Datum:
Di. 1. Okt. 2024
Von:
sst

Pfarreien aus Würselen und Herzogenrath-Merkstein waren unterwegs

 

(rga)

Die Pilger- und Studienreise nach Apulien führte u.a. nach Lecce und Bari, zum Grab des hl. Nikolaus. Die Gruppe teilt Bilder und Reiseberichte aus dem Süden Italiens.

ZUM BILDERALBUM

2.10.

Der erste Tag der Pilgerreise begann für alle in tiefster Nacht, pünktlich um 3.45 Uhr und 4.00 ging es mit dem Bus ab Merkstein und Würselen Richtung Düsseldorf Flughafen. Die Flüge verliefen unspektakulär und gegen 13 Uhr begrüßte Apulien die Gruppe mit strahlendem Sonnenschein, angenehmen 28 Grad Celsius und  schönen Wind. Mit dem Bus und Barbara, die als örtliche Führerin die Gruppe begleiten wird, ging es dann in das Hotel in der Nähe der Küste. Das Ressort ist sehr weiträumig angelegt und die Anlage gut gepflegt. Hier können Körper und Geist nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe kommen.
Mit einem guten Abendessen klang dieser lange Tag aus. Dankbar und gespannt geht es heute in den zweiten Tag nach Ostuni und Alborabello.

3.10.

Heute standen Ostuni und Alborabello auf dem Programm, quasi als Warming Up. Durch riesige Olivenhaine ging es auf die weiße Stadt zu, die unübersehbar auf einer Bergkette liegt. Die bei einem Erdbeben zerstörte Stadtmauer wurde dadurch wiederhergestellt, dass Abschnitte an Privatpersonen verkauft wurden. Diese nutzten die Reste, um ihre Häuser dort zu errichten. Alle Häuser bis auf öffentliche Bauten wurden und werden von außen mit weißem Kalk angestrichen. Enge und verwinkelte Gassen laden zur Erkundung ein. Die Kathedrale ist von außen ein schöner Bau aus der Spätgotik. Die Fassade wird von einer großen Steinrosette geprägt.
Das Innere ist Barock. Der ursprüngliche Bau ist unter einer dicken Putzschicht versteckt.
Das Gnadenbild ist erst später in den ursprünglichen Bau übertragen worden. Reizvoll sind die kleinen Gassen und Straßen mit den verborgenen Schönheiten. Es ging dann weiter nach Alborabello mit den Trullis. Leider zog sich der Himmel zu und der wunderschöne Kontrast zwischen weiß, blau, grau und grünen oder bunten Farbtupfern war nicht in vollen Zügen zu genießen.
Letztlich handelt es sich um die wohl älteste Bauform für menschliche Ansiedlungen. Der eine Teil ist eher ruhig und von Privatleuten bewohnt, während der andere touristisch optimiert ist. Mit großer Dankbarkeit schloss das Abendessen einen wunderschönen Tag ab.

4.10.

Der neue Tag führte die Gruppe in zwei besondere Städte, Lecce und Otranto.
Lecce war schon ein Zentrum in römischer Zeit, wovon die Reste des Amphitheaters und des Theaters Zeugnis geben und hat in der weiteren Geschichte immer eine Rolle gespielt. Besonders in der Barockzeit scheint die Bauwut keine Grenzen gehabt zu haben. Über 70 Kirchen und unzählige herrschaftliche Häuser dokumentieren die besondere Form des Barocks in Lecce. Man kann ihn auf die Kurzformel bringen: eine freie nicht gestaltete Fläche gibt es nicht. Begünstigt wurde diese Lust am Verzieren durch den in der Umgebung vorkommenden Kalkstein, der sich gut bearbeiten lässt, aber auch nicht unbedingt der widerstandsfähigste ist.    Die Heilig Kreuz Kirche, ehemalige Klosterkirche und auch der Dom geben ein beredtes Zeugnis davon. Dagegen heben sich die Zeugnisse aus der römischen und der Renaissance durch eine gewisse Nüchternheit ab. Die Innenausstattung des Domes erschlägt einen fast. Die Krypta mit ihren archäologischen Fenstern in die Tiefe der Geschichte schenkt den betrachtenden Augen die notwendige Ruhepause. Ein leichter Regenschauer verabschiedete die Gruppe Richtung Osten zur östlichsten Stadt Italiens, Otranto.
Gewaltige Festungsanlagen begrüßen die Ankommenden leider wurden sie Jahre nach dem fürchterlichsten Ereignis der Geschichte Otrantos erst errichtet, der Eroberung durch die Türken 1480, die mit einem Massaker an der Bevölkerung ihren grausamen Höhepunkt erreichte, ein Ereignis, das tiefe Spuren in der Region hinterlassen hat. Neben den gewaltigen Verteidigungsanlagen lädt die Stadt zum Spazieren ein. Zwei Bauwerke ragen heraus, der Dom und die älteste Kirche der Stadt, St. Peter wohl byzantinischen Ursprungs. Der romanische Dom mit seinem prächtigen Portal aus dem Übergang von der Gotik zur Renaissance beherbergt einen grandiosen Schatz. Der 900 qm große Mosaikboden aus Naturstein erzählt anhand der Gestalten der Bibel und auch der profanen Geschichte, die Möglichkeit jeden Menschen zum Leben zu finden oder auch zu verpassen. Dies tut dieser Boden ohne auf einen konkreten Gott oder eine spezielle Religion zu verweisen in überzeitlicher Weise. Trotz seiner figürlichen Darstellung wurde dieser Boden 1480 nicht zerstört.
In der Krypta finden sich die Säulen aller historischer Tempel und Gotteshäuser bis zum Mittelalter. Faszinierend. Die Madonnen Darstellung ist noch stark byzantinisch geprägt und verweist auf die Petruskirche mit ihrem Freskenschatz aus dem 13. Jh. hin.
Hier besticht eine Darstellung der Abendmahlszene durch die Eigenart, dass Jesus nicht in der Mitte der Tischgemeinschaft sitzt, sondern am Anfang dieser.
Mit vielen Bildern und Eindrücken beschenkt ging es zurück zum Hotel.
Ein intensiver Tag klang mit einem guten Abendessen aus.

5.10.

Heute ging es nach Brindisi, einst Konkurrentin von Bari, über 1900 Jahre einer der wichtigste Häfen für den Osthandel und Basis für militärische Aktionen, verliert immer mehr an Bedeutung. Auch kann es im Vergleich zu anderen Städten nicht mit touristischen Attraktionen aufwarten wie Lecce oder Bari. Dennoch gibt es einige sehr sehenswerte Zeugen der langen Geschichte. Diese begann schon lange vor der Eroberung durch die Römer. Leider hat ein Erdbeben 1754 viele dieser Zeugnisse zerstört wie den romanischen Dom. Heute steht dort ein geradezu schlichter Barockbau. Neben dem durch Säulen markierten Ende der Via Appia weisen zahlreiche Ausgrabungen auf diese Zeit hin. Weitere Sehenswürdigkeiten sind San Giovanni a Sepulchro, ein wunderschöner Rundbau, der Palast Kaiser Friedrich Ii., die Ausgrabungen unter dem Theater und die Kirche der heiligen Theresa. Leider sind andere Kirchen geschlossen. Abschluss war die heilige Messe in einer Vorstadtkirche zum heiligen Leucio.

6.10.

Heute waren Matera und Altamura unsere Ziele, obwohl Matera zur Basilikata gehört. Nur kann man an einer Kulturhauptstadt und UNESCO Weltkulturerbe schlecht vorbeisehen. Matera gehört sicher zu den ältesten menschlichen Besiedlungen, die über den Sippenverband hinausgehen wie z.B. Jericho. Voraussetzung waren die Höhlen, Wasser und Felder. Der gut zu bearbeitende Kalkstein vergrößerte den Wohnraum und lieferte das Baumaterial für die Fassade. Im Mittelalter wurde sogar eine Stadtmauer errichtet. Fehlende Kanalisation, fließendes Wasser, Strom führten zum Niedergang. Nach dem Weltkrieg II wurde unter de Gasperi ein Umsiedlung Programm gestartet, das bis 1968 ca 15000 der 30 000 Einwohner aus den Höhlen Häusern umgesiedelt waren. Ende der 1970er Jahre waren dann die Sassi leer und wurden gesperrt und dienten als Kulisse für Filme als Kulisse. Mitte der 1980er Jahre erkannte man die ungeheure kulturhistorische Bedeutung diese Siedlung. Heute sind Zweidrittel der Sassi entweder bewohnt, Hotels oder Restaurants oder Ateliers. Der verbliebenen Rest soll in soll im Original erhalten bleiben und zum archäologischen Museum ausgebaut werden. Der Einblick in eine Höhlenkirche mit ihren Fresken und eine Höhlenwohnung Stand 1950 halfen dabei, sich vorstellen zu können, wie das Leben sich hier gestaltete. Einfach, hart, aber auf Gegenseitigkeit und Hilfe bauend.
Die Zeugnisse der mittelalterlichen Oberstadt mit Dom und der Johanneskirche konnten auf eigene Initiative erkundet werden. Das Erlebte   war jede der unzähligen Stufen wert.
Danach stand Altamura als Abschluss auf dem Programm. Die Geschichte der Stadt ist auch faszinierend. Von den Sarazenen wurde sie erobert, zerstört und von den Einwohnern verlassen. Über Jahrhunderte war sie verwaist. Kaiser Friedrich Ii. gründete Stadt neu und umgab sie mit einer hohen Mauer (Altamura), der Dom war eine Beruhigungspille für den Papst, da der Kaiser immer noch nicht zum Kreuzzug aufgebrochen war. Äußerlich ein wunderschönes Zeugnis für die Romanik in Apulien trifft die geballte barocke Stückpracht die eintretenden Menschen. Die wenigen romanischen Zeugnisse gehen in dieser Farbattacke unter. Die Altarbeleuchtung setzte dem ganzen die Krone auf.

7.10.

Heute hieß es Abschied nehmen vom Ressort, und es ging Richtung Castel del Monte von Friedrich II. und Weltkulturerbe. Es ist einfach überwältigend, auch wenn es keine Inneneinrichtung mehr gibt. Die Perfektion der Ausführung, die verwendeten Materialien beeindrucken ebenso wie die Aufteilung der einzelnen Teile des Schlosses. Warum Friedrich an diesem damals wie heute einen solchen Palast bauen ließ, hat er mit ins Grab genommen. 
Dann ging es weiter nach Trani, der Stadt am Meer mit der Kathedrale am Hafen. Im 11. Jh. von den Normannen errichtet, atmet sie nach der Renovierung und Entbarockisierung im 20. Jh. wieder den ursprünglichen Geist. Sie lässt ahnen, wie der Dom von Altamura mal ausgesehen hatte.
Auch lädt die Altstadt mit ihren Gassen und Durchgängen zum Verweilen ein.

8.10.

Der letzte volle Tag in Apulien markierte gleichzeitig Ziel- und Höhepunkt der Reise. Bari, Hauptstadt Apuliens, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region.
Nach einem Rundgang durch die Altstadt erreichten wir die Basilika St. Nicolao und feierten dort in der Krypta am Grab des Heiligen die Heilige Messe. Nach Besichtigung der Kirche gingen wir durch den anderen Teil der Altstadt am Dom vorbei zur Festung Friedrich II.
Am Nachmittag ging es ans Meer nach Polignano a Mare, eine zauberhafte Stadt auf den Klippen über dem Meer. Auf dem Stadtrundgang waren immer wieder Ausblicke auf das Meer möglich. 
Der nächste Höhepunkt des erlebnisreichen Tages war die Bootsfahrt entlang der Steilküste mit Ihren Höhlen.  Es war ein weiterer toller Tag.

9.10.

Der heutige Abflugtag begann mit Frühstück und auschecken. Danach ging es nach Bitonto. Diese Stadt im Hinterland ist von der wirtschaftlichen Entwicklung etwas abgehängt, was in einigen Vierteln ins Auge fällt. Diese Viertel sind sicherlich abends nicht unbedingt zu begehen. 
Abgesehen davon ist das historische Zentrum noch stimmiger als das von Bari. 
Unbestrittener Höhepunkt ist die romanische Kathedrale, die auch in ihrem Inneren ihren ursprünglichen Zustand weitgehend erhalten hat, darunter die zwei Kanzeln, das Taufbecken, das Alabasterfenster in der Apsis und die Decke. Auch der reiche figürliche und ornamentale Schmuck der Galerie, Portale und Fenster sind einmalig. 
Danach stand die Altstadt mit ihren engen Gassen und kleinen Plätzen zur Erkundung bereit.  Mit wunderschönen Eindrücken und Begegnungen mit Barbara, unserer herzlichen und kündigen Gastgeberin, Francesco und Rocco, unseren umsichtigen Busfahrern, und der vertrauten Begegnung mit A. Tello, unserem famosen Reiseleiter und Organisator hoben wir mit etwa 70 Minuten Verspätung von Bari Richtung München ab, in der Hoffnung, noch den Anschluss in München nach Düsseldorf zu bekommen. 
Ganz tiefen Dank für diese wunderbare Zeit.