und Schreiben der Bischöfe der nord-ostdeutschen Diözesen
Am 20. Januar beging die Pfarrei St. Sebastian ihr Patronatsfest, den Gedenktag des heiligen Sebastian. Er trat als Offizier der kaiserlichen Garde für die unter Kaiser Diokletian verfolgten Christinnen und Christen ein. Gleichzeitig widersetzte er sich dem Absolutheitsanspruch des Kaisers, der sich selbst als Gott sah. Letztlich hatte sein Einsatz für Religionsfreiheit, für die Würde eines jeden Menschen, für die Gleichheit der Menschen seinen eigenen Tod vor Augen.
Wir leben in einer Zeit der Polarisierung und der bewussten Fehlinformationen, was zur Verunsicherung vieler Menschen führt. Gleichzeitig nutzen gewisse politische Parteien diese Situation aus, um politisch Stimmung zu machen, um verfassungsfeindliches und die Menschenrechte verletzende Parolen gegen Minderheiten, Andersdenkende und die Institutionen unseres Staates zu propagieren und verächtlich zu machen.
Welche Haltung würde unser Pfarrpatron von einer Pfarrei und ihren Mitgliedern erwarten, die seinen Namen trägt?
Die katholischen Bischöfe der Ostdeutschen Diözesen haben es in einem anderen Kontext in meinen Augen auf den Punkt gebracht. Sie schreiben:
„Demokratische Prozesse und Institutionen werden angezweifelt und verächtlich gemacht. Populistische, rechtsextremistische und antisemitische Positionen werden zunehmend salonfähig. Misstrauen, Hass und Hetze treiben die Gesellschaft auseinander….
Spätestens die Schrecken der Weltkriege und die Gräueltaten des NS-Regimes haben uns gelehrt: Die unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen muss die oberste Richtschnur jedes staatlichen Handelns sein. Politische Parteien, die diesen Grundsatz in Frage stellen, können nach unserem Verständnis keine Alternative sein. ….
Treten Sie ein für unsere freie und vielfältige Gesellschaftsordnung auf der Grundlage unserer Verfassung!...
Die Orientierung an den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft, an den Menschenrechten, an der Gleichheit der Menschen in allen Lebensphasen, an den Werten der Demokratie, eines sozialen Rechtsstaats und einer sozialen Marktwirtschaft hat unserem Land Frieden und Wohlstand gebracht. Auf dieser Grundlage werden wir auch die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.
Krude Ausweisungsphantasien für Migranten und ihre Unterstützer, die Ablehnung von Schutzangeboten für Geflüchtete, die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung, der alleinige Fokus auf Leistungsfähigkeit, die Leugnung des menschengemachten Klimawandels und die pauschale Verächtlichmachung von politischen Akteuren und Institutionen sind mit diesen Grundwerten unserer Gesellschaft unvereinbar.
Wir Bischöfe bringen daher ganz klar zum Ausdruck, dass wir vor dem Hintergrund unseres eigenen Gewissens die Positionen extremer Parteien wie dem III. Weg, der Partei Heimat oder auch der AfD nicht akzeptieren können.
… Es gibt keine bessere Staatsform als die Demokratie, denn sie ermöglicht uns, in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit zu leben. Lassen Sie uns entschlossen und tatkräftig dafür eintreten und gemeinsam eine gute Zukunft gestalten.
Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg
Dr. Heiner Koch, Erzbischof von Berlin
Dr. Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg,
Dr. Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz
Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen
Oder wie es der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischöfe Dr. Georg Bätzing sagte: "Katholisch zu sein und gleichzeitig AfD-Anhänger, das geht für mich nicht zusammen"
Rainer Gattys
Pfarrer von St. Sebastian Würselen