Auf den Spuren der hl. Lucia

Bericht zur Studien- und Pilgerreise nach Sizilien

Sizilien 20.03.2019 Apsis (c) RGa
Sizilien 20.03.2019 Apsis
Datum:
Do. 21. März 2019
Von:
Stephan Schirmel

>>BILDERGALERIE<<

Mittwoch, 13.03.2019 - 1. Reisetag

Heute hieß es für die meisten sehr früh aufstehen. Abfahrt ab St. Sebastian war auf 3.15 Uhr angesetzt. Alle waren längst vor der Zeit da. Die Gruppe ist bunt gemischt bezüglich Alter und auch Herkunft. Teilnehmer/innen kommen aus Aachen, Eschweiler, Schleiden, Merbusch und Würselen. Mit einem Bus ging es dann nach Düsseldorf. Nach etwas Übung lief das Erstellen der Bordpässe perfekt. Einchecken und Abflug um 6.20 Uhr nach Frankfurt und dann weiter nach Catania ermöglichten die ersten Gespräche zwischen den Gruppenmitgliedern. Pünktlich landeten wir um 11.40 Uhr in Catania bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 20° und leichtem Wind. Unser Reiseführer Thomas aus dem Salzkammergut jetzt mit Lebensmittelpunkt in Palermo und unser Busfahrer Gian Luca nahmen uns dort in Empfang. Über die Autobahn ging es nach Syracus zum archäologischen Park. Dort bestaunten wir zunächst den 198 m langenund 23 m breiten Ara di Ierone II.. der dem Zeus geweiht war. Bis zu 400 Stiere wurden zu Ehren der Gottheit hier geopfert. Nächster Höhepunkt war das Griechische Theater, einst 67 aus dem Fels geschlagene Zuschauerreihen umfassend, Durchmesser 140 m. 46 sind immer noch erhalten und dienen heute wieder dem ehemaligen Zweck, Zuschauerplättze für ein Theaterfestival. Am oberren Ende der Zuschauerplätze führt die Via dei Sepolchri entlang. In den noch gut zu sehenden Nischen wurden wohl früher Votivtafeln für Heroen angebracht. In der Mitte befindet sich ein Nymphenheiligtum., in dem bis heute Wasser sprudelt. Vorletzte Station war das Ohr des Dionysois, dem größten antiken Steinbruch Syrakus. Die Akustik ist schon sehr beeindruckend. Kurz vor dem Ausgang des Geländes befindet sich das spätrömische Amphitheater, von dem leider nicht mehr sehr viel zu sehen ist. Müde, angefüllt mit Sonne und frischem Wind, wunderbaren Ein- und Ausblicken brachte uns der Bus zum Hotel für die nächsten zwei Nächte. Ein langer und intensiver Tag wird dann mit dem Abendessen beschlossen. Ein toller Auftakt. 

Donnerstag, 14.03.2019 - 2. Reisetag

Die Nacht war für einige etwas arg unruhig gewesen, aber alle waren rechtzeitig beim Frühstück und am Bus. Nach einem Geburtstagsständchen im Bus für eine Mitfahrerin und einem Impuls über Marcel Gallo ging es Richtung Altstadt von Syracus, die auf einer Halbinsel liegt und nur über die Lucia-Brücke zu erreichen ist. Nach wenigen Metern dann konnten die Fundamente der einstigen Toranlage bewundert werden, die noch einen Eindruck der ehemaligen starken Befestigung widergaben. Die Straße führte auf einen Platz. Hier stießen wir wohl auf einen der ältesten griechischen Tempel der Insel, der dem Apollo geweiht war. Massive monolithische Säulen der dorischen Ordnung schmückten ihn. Die einfachen aber massiven Tellerkapitelle sprechen für das hohe Alter. Wie viele Zeugnisse des 6. Jahrhunderts vor Christus erfuhr der Tempel viele Veränderungen, Umbau in eine Kirche im 6. Jahrhundert nach Christus und später Steinbruch. Die Überreste sind immer noch imposant. Durch die kleinen Gassen der Altstadt ging es Richtung Dom und Domplatz. In den Gassen war der Zerfall ehemaliger prächtiger Palazzi überall sichtbar, aber auch die Versuche, die Altstadt wieder zu restaurieren und zu beleben. Dieses Programm wurde früher massiv, heute vielleicht etwas diskreter von der "ehrenwerten Gesellschaft" hintertrieben, da diese ein hohes Interesse an modernen Bauten aus Beton hat... Der Weg führte zunächst auf die Piazza Archimede mit seinen Palazzi aus dem 14. und 15. Jh und dem 1906 geschaffenen Brunnen der Artemis... Der von der schönen Nymphe Arethusa verschmähte Flussgott Alpheios gräbt sich unter dem Mittelmeer hindurch einen unterirdischen Kanal bis auf die Insel, um seine Angebetete zu gewinnen.... Liebe scheint erfinderisch zu machen. Auf jeden Fall sorgt seine Arbeit dafür, dass auf der Insel die einzige Süßwasserquelle entspringt.... 
Wieder nach wenigen Metern erreichten wir den mandelförmigen Domplatz, einen der schönsten Plätze Italiens. Hier war in der Antike auch das politische und religiöse Zentrum und das blieb er bis heute, repräsentiert durch die herrlichen Palazzi Senatorio, Benventano del Boco, Archivescovile und den zur Kathedrale umgebauten Athenatempel, dessen Säulen auf der Innenseite des Doms bis heute sichtbar sind. Die barocke Fassade ist von außergewöhnlicher handwerklicher Qualität. Der nie fertiggestellte Artemistempel ging ohne Spuren zu hinterlassen im Rathaus auf. Abgeschlossen wird der Platz durch die Fassade der ehemaligen Zisterzienserinnenkirche Santa Lucia alla Badia mit dem berühmten Gemälde von Caravaggio. In der Kathedrale, die seit einigen Jahren auch Reliquien der heiligen Lucia beherbergt, feierten wir die Heilige Messe zu Ehren der Stadtpatronin von Syrakus. 
Weiter ging es bei heftigem Wind Richtung Meer zur Fonte Aretusa. Hier gedeiht echter ägyptischer Papyrus. Von dort aus hat man einen hervorragenden Blick auf den ehemaligen riesigen natürlichen Hafen und dem mächtigen Castello Maniace. Die verwinkelten Gassen luden zum Bummeln und die zahlreichen Restaurants und Cafes zu einer dringend erforderlichen Stärkung ein. Wer meinte, damit sei das Programm für heute absolviert täuschte sich gewaltig. Nochmals gestärkt durch köstliches Mandelgebäck ging es zur Wallfahrtskirche der weinenden Madonna, die erst 1994 fertiggestellt worden war. Ihre 74 m hohe Kuppel beherrscht die "Skyline" von Syrakus. die Raumwirkung ist selbst mit der elenden Bestuhlung immer noch imposant. Von dort ging es dann zur Kirche Santa Lucia al Sepolcro oder fuiri le Mura. In den Katakomben (220-230 n.Ch.) befand sich auch die Grablege der Heiligen. Ihr Grab wurde quasi herausgeschnitten und in eine Kapelle übertragen, von dort wanderten einige Jahrhunderte später ihre Gebeine nach Konstantinopel, um schlussendlich dann von den Venezianern geraubt und nach Venedig gebracht zu werden, wo sie heute noch ruhen. Durch eine Sondergenehigung konnten wir den Ort besichtigen. Der Vortrag von Stefano war überaus detailreich, fundiert und forderte die Konzentrationsfähigkeit zu einem letzten Kraftakt heraus. Diesen bestand die Gruppe mit Bravour. Danach ging es ins Hotel und das Abendessen beschloss einen sehr dichten, inhaltlich reich gefüllten und tollen Tag..... Danke an alle, die das ermöglicht haben. Morgen geht es weiter nach Catania.... 

Freitag, 15.03.2019 - 3. Reisetag

Wie gewohnt ging es heute um 8.45 Uhr wieder los. Die eine Stunde Busfahrt tat einfach gut, denn wir waren mit Inputs noch ganz angefüllt. Auf uns wartete die Industriestadt an der Ostküste, die gleichzeitig am meisten vom Ätna geprägt und in Mitleidenschaft gezogen wurde, Catania. Auch eine antike griechische Gründung, nur wesentlich damals kleiner als Syrakus. Heute ist sie nach Palermo die größte Stadt Siziliens. Es ist auch die schwarze Stadt, denn das bevorzugte Baumaterial war die erstarrte Lavamasse, die der größte Vulkan Europas immer wieder verschwenderisch bei Ausbrüchen ausstiess. Meistens kommen dazu noch Erdbeben, die dann ganze Städte in einem Augenblick auslöschen. So auch in der Mitte des 17. Jh, als ein Erdbeben die damalige Stadt Catania weitgehend zerstörte. Dies ermöglichte bei allem Verlust aber auch die Möglichkeit, eine Stadt am Reißbrett zu blanen und zu bauen, in der die Straßen schachbrettartig sich kreuzen, Sichtachsen geschaffen wurden, um besonders bedeutende Gebäude bebührend ins rechte Licht zu rücken. 
Solche Städte gibt es in Sizilien mehr als sonst in Europa. Die Unesco würdigte diese Besonderheit auch dadurch, dass die Städte als Ganzes in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden. Auf diese Details und noch viel mehr wies uns unser Tourleiter Thomas in seiner profunden Art immer wieder hin. Es macht einfach Freude, ihm zuzuhören. 
Nachdem uns unser Busfahrer Gian Luca wieder sicher und ruhig an unser Ziel gebracht hatte, gingen wir durch ein barockes Stadttor direkt auf einen der Hauptplätze der Stadt, den Domplatz. 
Die klare in grau, weiß gehaltene Fassade des Domes, die stattlichen Palazzi. der antike Elefant mit einem Obelisken als Krönung des barocken Brunnens faszinierten. Die frisch gereinigte Klosterkirche der heiligen Agatha, der Stadtpatronin von Catania, mit ihrer imposanten Kuppel bildet mit dem Dom, der im Inneren noch den normannischen Vorgängerbau gut sichtbar macht, ein sehr stimmiges Ensemble. 
Im Dom befindet sich neben den Hauptreliquien der heiligen Agatha noch das Grab Bellinis, nur ohne die rote Rose..... 
Die Klosterkirche besticht durch ihre Klarheit und Strenge. 
Dann ging es weiter zum Universitätsplatz mit den beiden Gebäuden, die heute der Verwaltung dienen, schnurgerade an den Resten der römischen Arena vorbei zum Belline-Park. 
Der Gang über den Fischmarkt war geruchsmäßig schon für einige Teilnehmer/innen eine Herausforderung. Vorbei an Gemüseständen mit einem verlockenden Angebot ging es durch kleine Gassen zum Kastell Friedrich II. Diese Zwingburg lag früher direkt am Meer und kontrollierte die Hafeneinfahrt und die Stadt. Sie war so massiv, dass sie dem Lavastrom trotzte, aber seitdem nicht mehr am Meer liegt. Zurück Richtung Domplatz standen die nächsten Stunden zur freien Verfügung, was einfach nur gut tat. Gegen 16.30 Uhr fuhren wir zum neuen Notel..... zwei Stunden später waren wir da, wurden entschädigt durch gute Zimmer, tolle Lage mit Blick auf den Ätna und das Meer und einem schmackhaften Abendessen. Thomas, Gian Luca und Herrn Tello herzlichen Dank für diese tiefen und guten Erfahrungen. Morgen heißt es Catania im Zeichen der heiligen Agatha.

Samstag, 16.03.2019 - 4. Reisetag

Der Samstag stand ganz im Banne des Barock und der Verehrung der Heiligen Agatha in Cantania. Wer den Unterschied zwischen sinnvoller Städteplanung und rein am Profit orientierten Bauen erleben will, muss nur die Augen bei der Fahrt in die Stadt offenhalten. Die Außenbezirke geben ein beredtes Zeugnis für diesen Wildwuchs. Schon die Fahrt durch die Bezirke des späten 19. und frühen 20. Jh. greifen die barocke Planung auf und vermitteln Augenmaß und Qualität trotz aller Hinweise auf die dringende Sanierungsbedürftigkeit. Klar und wohltuend mit ihren Sichtachsen, Plätzen und eingestreuten kleinen grünen Inseln dann die barocke Stadt. Faszinierend selbst da noch, wo der Zerfall zum Greifen nahe ist. 
Ausgehend vom Domplatz begann unsere Barocktour durch ein Bruchteil der Klöster, die hier manchmal nur durch eine kleine Straße voneinander getrennt sind. Diese waren nicht unbedingt allein Ausdruck der Frömmigkeit, sondern stellten für die Töchter der oberen Schichten hervorragende Ausbildungsstätten und Zugang zur Bildung dar, bis dann der passende Mann für sie gefunden war. Die wenigsten wurden Klausurschwestern. Auf einer Strecke von nicht einmal 500 m stehen mehr als vier Klöster. Die eingestreuten Kapellen und Kirchlein nicht mitgezählt. Gut ist, dass viele von ihnen heute der Universität als stilvolle Ausbildungsstätten dienen. Vorbei an den Resten eines römischen Theaters und eines Odeons ging es dann zur gewaltigsten ehemaligen Abtei und größten Kirche Catanias San Nicolò l Árena. Hier dokumentiert sich im Treppenhaus der Anspruch und Selbstbewusstsein der ehemaligen Äbte. Zwar dezent in Grau-Weiß-Blau gehalten, würde es jedem Königsschloss zur Ehre gereichen. Schon die Fassade des Klosters ist in ihrem Wechselspiel zwischen dem schwarzen Lava-Putz und dem natursteinernen Fensterrahmungen und Vertikalachsen einfach nur beeindruckend, ohne zu erschlagen. Die sich anschließende ehemalige Klosterkirche hat einen Anflug von Gigantismus. Aber wie so oft: Hochmut kommt vor dem Fall. Die hochfliegenden Pläne für eine gewaltige Fassade konnten nicht verwirklicht werden. Aber selbst dieser Torso ist faszinierend. Im Kirchenbau selbst herrschen benediktinisches Ebenmaß und Strenge. Ganz in Weiß gehalten setzten die Farbigen Altäre und der wunderschöne Boden farbige Akzente. Die Raumwirkung ist faszinierend wohl auch wegen des Mangels jedweden herumstehenden Kirchengestühls. Die mickrigen Drahtgestelle der ehemaligen Kronleuchter zeigen die Vergänglichkeit allen Ruhmes nur zu deutlich. Eine Besonderheit ist der Kalender vor dem Chorraum, der um 13.00 Uhr den Tag und Monat durch ein Loch in der Decke angibt. 
Nach der Mittagspause besuchten wir nach zwei Sälen im Diözesanmuseum, die der Verehrung der heiligen Agatha gewidmet sind. Hier beeindruckte der gewaltige Wagen, auf dem zum Fest der Heiligen das Kopfreliquiar und der Schrein mit ihren Gebeinen von der Kathedrale aus durch die Straßen gezogen werden. Drei weitere Kirchen, die den Leidensweg der Heiligen von ihrer Verurteilung über den Kerker und der letzten Tortur, die zu ihrem Tod führte, ließen uns hautnah erfahren, welchen Weg diese junge Frau gegangen ist. Gleichzeitig befanden wir uns auf einer Zeitreise von 1750 Jahren.... Mit der Heiligen Messe in der Chiesa di Sant´Agata alla Fornace beschlossen wir diesen von Stein und seiner tollen Behandlung geprägten Tag. Dank, erschöpft und müde brachte uns der Bus wieder ins Hotel....

Sonntag, 17.03.2019 - 5. Reisetag

Der Sonntag versprach ein wunderbarer Tag zu werden. Die äußeren Bedingungen stimmten. Es war nochmals wärmer geworden, die Sonne schien, und der Gipfel des Ätna hüllte keine Wolke ein. Ein dicker Wermutstopfen war, dass Michael Lang diesen Tag aus gesundheitlichen Gründen im Hotel verbringen musste. 
Durch schmucke Dörfer schlängelte sich die Straße in Serpentinen bis auf knapp 2000 m hoch. Dort umrundeten wir den Krater Silvestri und sahen auch die Lavaschneise von einem der letzten Ausbrüche. Die Menschen wissen um die Gefahr und die Unberechenbarkeit des Berges. Es ist halt nicht alles technisch beherrschbar und machbar. Es tat einfach gut, nach der geballten Kultur der letzten Tage diese so karge und doch so faszinierende Landschaft zu erleben. Keiner der Gruppe wollte auf die Höhe von ca. 3000 m. So konnten wir eher Richtung Taormina aufbrechen. Dort war es sonntäglich voll, die Sizilianer nutzten die Hauptstraße als Laufsteg, die überschaubare Zahl der Touristen waren nicht störend.... Die Sonne verwöhnte uns, die Straßen und Plätze waren belebt. Das mittelalterliche Städtchen ist voll auf Tourismus ausgerichtet. Nach einer guten und entspannten Mittagspause haben wir den normannischen Dom besichtigt mit einer bemerkenswerten Retabel des 15. Jh. Nach all dem Barock war der gotische Raum einfach wohltuend. Durch die gut gefüllte Hauptstraße ging es Richtung römisches Theater. Der Postkartenblick durch die antiken Säulen war heute leider nicht möglich. Der Ätna hüllte sich in Wolken. Dennoch war es faszinierend dieses Theater zu sehen und die Ingenieurkunst der Römer zu bewundern. Dann ging es wieder zurück zum Hotel. Die letzte Nacht in diesem schönen Haus. Morgen geht es weiter ins Landesinnere..... 
Dank an die Gruppe, die sehr achtsam und hilfsbereit ist. Es war ein guter Sonntag.

Montag, 18.03.2019 - 6. Reisetag

Heute hieß Abschiednehmen von einem guten Hotel und schöner Lage am Meer und am Fuße des Ätna. Pünktlich ging es wie jeden Tag Richtung Landesinnere und von dort dann nach Agrigent, wo wir nur eine Nacht verbringen werden Die Tage verfliegen hier irgendwie. Zu dieser Zeit ist Sizilien grün. Keine verbrannte Erde, keine abgeernteten Felder, überall blüht und grünt es. Einfach ein schöner Anblick. Wegen einer gesperrten Abfahrt mussten wir einen anderen Weg nehmen, den Gian Luca mit absolutem Gleichmut hinnahm und uns zuverlässig zum ersten Ziel des Tages brachte, der Villa del Casale in der Nähe Piazza Amerina. Es war die abseits gelegene Residenz des Statthalters oder Prokonsuls in Sizilien. 3500 qm hochwertige Mosaiken, eine großzügige Ausstattung stellen die größte Fläche von römischen Mosaiken in einem Haus weltweit dar. Die Fülle und die Qualität zeugten von der großartigen Kultur der Römer. Sicher nur für die Schichten, die es sich leisten konnten. 
Nach einer Mittagspause in Piazza Amerina ging es dann Richtung Agrigent mit dem Tal der Tempel. Beeindruckend diese Zeugnisse griechischer Kultur auf Sizilien. Vergleichbares sucht man in Griechenland vergebens. Wie schon in Syrakus verdankte der sog. Concordia-Tempel seine untergebracht worden war. Im 19. Jh. wurde dann die Kirche profaniert und der ursprüngliche Tempel weitgehend wieder hergestellt. Die profunden Ausführungen von Thomas gaben wichtige Hinweise zum Verständnis und Begreifen der Zeugnisse. Sie forderten die Bereitschaft zum Zuhören sehr. Nach kurzer Fahrt bezogen wir unser Hotel für eine Nacht und konnten uns zur wohlverdienten Ruhe nach einem anstrengenden Tag zurückziehen.

Dienstag, 19.03.2019 - 7. Reisetag

Heute hieß es, viele Kilometer mit dem Bus zu machen. Wir wussten uns in guten Händen: Gianluca fährt ruhig besonnen und souverän. Von Agrigent ging es an die Südküste der Insel zum Ausgrabungsfeld des antiken Selinunte. Diese einst blühende Stadt hat keine 250 Jahre existiert, dann zerstörte ein Erdbeben, was die Karthager nicht zerstört hatten. Der angewehte Sand deckte die einst blühende Stadt mit ihren eindrucksvollen Tempelruinen (wieder aufgerichtet) zu. Nur einem Mönch ist es zu verdanken, dass sie heute wieder sichtbar ist. Der Kontrast zwischen Natur, Blick aufs Meer und diesen beeindruckenden Zeugnissen menschlicher Schaffenskraft nahm uns schon sehr ein. Ein "Tempelhund" begleitete uns auf Schritt und Tritt. Erstaunlich der Kontrast zwischen großen Tempeln und bescheidenen Wohnhäusern der Griechen, kein Vergleich zu den römischen Stadthäusern. Die Akropolis war auch als Trümmerfeld immer noch beeindruckend. 
Von dort ging es hinunter an den Strand in ein Dorf, wo wir mit dem Blick aufs Meer unsere Mittagspause verbrachten. Dieses Meer, 140 km trennen Sizilien von Afrika, das für so viele Menschen Sinnbild der Hoffnung und dann doch das sichere Grab wurde und wird. Diese Ungleichzeitigkeit nimmt einen schon gefangen und beschäftigt einen. 
So gestärkt und auch nachdenklich setzten wir unsere Fahrt Richtung Marsala (arabisch= Hafen Allahs) fort. Die Salzgewinnung war seit vielen Jahrhunderten eine der guten Einnahmequellen der Stadt. Heute ist es der nach ihr benannte Wein, als italienische Konkurrenz zum spanischen Sherry aus Jerez. Die Mühlen an den Becken, die früher für die Wasserbewegung in den Becken sorgten, haben ihre Aufgabe längst schon an Pumpen abgegeben und dienen der Dekoration. 
Zurück in Marsala haben wir die Heilige Messe zum Hochfest des heiligen Josef in St. Matthäus gefeiert. Die älteste Kirche der Stadt, ehemals auch Kathedrale, bis die große neue erstanden war. Ein überaus sympathischer junger Kollege hieß uns in seiner Kirche willkommen. Das Altarbild war von nicht zu verachtender Qualität. Die freundliche Aufnahme tat gut. Hier war auch ein Brotaltar zum Fest des Heiligen aufgebaut. Leider sind einige aus der Gruppe gesundheitlich angeschlagen. Marsala spürt man an, dass es der Stadt gut geht. Saubere Gassen in der Fußgängerzone, schöne Geschäfte mit hochwertigen Artikeln, Menschen mit offenen und selbstsicherem Auftreten. Von dort ging es über die Autobahn nach Palermo. Schon in den Vorstädten staute sich der Verkehr. Gegen 19.15 Uhr waren wir im Hotel angelangt. Von der Oper fußläufig 10 Minuten entfernt, ist die Lage als optimal zu bezeichnen, so dass nach dem Abendessen ein Teil der Gruppe sich noch zu einem Altstadtbummel aufraffen konnte. Noch lädt das Wetter dazu ein. Ein weiterer dichter und trotz der vielen Buskilometer inhaltlich reicher Tag. Danke.

Mittwoch, 20.03.2019 - 8. Reisetag

Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der normannischen Zeit. Zunächst fuhren wir durch strömenden Regen Richtung Cefalu. In diesem kleinen Städtchen am Meer erhebt sich ein mächtiger Kirchenbau. Äußerlich eher schlicht gehalten verblüfft er im Inneren durch die Weite und schlichte Würde. Die Holzbalkendecke ist über und über mit Sternen übersät, um den Himmel zu versinnbildlichen. Die antiken Säulen tragen massive Wände. Die Spitzbögen verraten das Zusammenspiel von arabischen und christlichen Handwerkern. Alles wird beherrscht durch das Apsismosaik mit Christus als Pantokrator. Im Gegensatz zu Monreale ist er hier eher hager-asketisch. Es hat nur für die Apsis gereicht. 
Ein weiterer Blickfang sind die modernen Glasfenster von Michele Canoneri, die sich wunderbar in die Architektur und Gestalt des Raumes einfügen. Das mittelalterliche Waschhaus zeigte etwas vom Alltag in dieser Zeit. Nach einer Mittagspause ging es dann nach Monreale. Dort empfing uns wieder kräftiger Regen. Das Vorhandensein zweier Erzbistümer in unmittelbarer Nähe verdanken wir den typischen Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Herrschern im Mittelalter. Warum sich mit dem mächtigen Erzbischof von Palermo anlegen, wenn man durch die Gründung eines neuen Erzbistums den Konflikt galant umgehen konnte. Aus Dank errichtet man dann eine Kathedrale, die ihresgleichen sucht. 7500 qm Mosaiken. Hier geht auch bei Regen die Sonne auf. Um den Reichtum zu erfassen, wird man wohl Jahre brauchen. Der großartige Kreuzgang mit seinen 228 Doppelsäulen. Überall können deutlich arabischen Einflüsse erkannt werden. Es ist ein Abtauchen in eine andere Welt. Mit unbeschreiblichen Eindrücken beschenkt ging es Richtung Hotel.  Der Regen hatte nachgelassen und verspricht für Donnerstag einen trockenen Tag. Tiefen Dank für diese Erfahrungen und Einblicke.

Donnerstag, 21.03.2019 - 9. Reisetag

Der letzte Tag unserer Pilger- und Studienreise führte uns zu einem absoluten Höhepunkt mittelalterlicher Kultur und Kunst, dem Normannenpalast mit der Capella Palatina. Wer meinte, mit dem Dom von Monreale sei der Höhepunkt der Mosaikkunst erreicht, wurde hier enttäuscht. Sicher mit der schieren Größe des Raumes, der Fläche ist es halt nur eine Kapelle, nur mit der Durchdringung und Gestaltung des gesamten Raumes vom Boden über die Wände bis zur Decke sucht dieser Raum seinesgleichen. Darin ist diese Kapelle der Pfalzkapelle in Aachen nicht unähnlich. Byzantinische, Arabische und lateinisch-romanische Kunst durchdringen sich zu einem vollkommen neuen und einzigartigen Stil. Gleichzeitig gibt diese Kapelle sinnbildlich Unterricht in Bezug auf die Toleranz und deren Vorteile für alle Menschen unterschiedlicher Religion, Ethnie und geschichtlicher Verankerung. Leider haben die Schwarz-Weiß-Denker gewisser Provenienz dafür keine Antenne. Ein Beispiel ist die Decke der Kapelle, die aus Holz gefertigt, jeder Moschee gut angestanden hätte. Aber auf ihr finden sich auch Zitate aus dem Koran. Die Mosaiken sind byzantinisch inspiriert und ergänzte durch eine romanische Lebendigkeit, die es in Byzanz nie gegeben hätte. Der Pantokrator erscheint einmal mit orthodoxer Segensgeste, dann mit lateinischer und in der Kuppel mit einem geschlossenen Evangeliar - und einer Handhaltung aus dem Islam. Die Führung war fulminant und extrem detailreich.... es mangelte an Sitzgelegenheiten.
Nach 90 Minuten waren die Speicher voll und der Rest des Palastes wartet auf den nächsten Besuch. Es ging dann zur Kathedrale von Palermo, die in ihrem Äußeren ganz von der mittelalterlichen normannischen Architektur mit der Verschmelzung unterschiedlichster Stilelemente geprägt ist. Im Innenraum sind alle mittelalterlichen Sputen durch eine Umgestaltung im 18. Jh. ausgelöscht. Eher nüchtern und grau in grau zeigte sie sich. Ein heftiger Abfall zur Capella Palatina. Der Sarg eines Pfarrers, der gegen die Mafia aufgestanden war und 1993 ermordet worden war, zieht auch heute noch viele Menschen an. Schülerinnen und Schüler hatten heute ihren Aktionstag gegen die Mafia. Tief berührend.
Die Kapelle mit dem Schrein und Altar zur Ehren der heiligen Rosalia bildete einen heftigen Kontrast. Der Gang in die Krypta öffnete die Relikte des mittelalterlichen Baus vor unseren Augen. Eindrucksvolle Sarkophage auch aus der Antike erweiterten die Zeitreise auf engstem Raum. Dann ging es zum Grab der normannischen Herrscher: Roger II. - Wilhelm I., Kaiser Heinrich VI. und schließlich Friedrich II. Sie verkörpern eines der goldenen Zeitalters Siziliens. Ihre mächtigen Sarkophage aus rotem Porphyr - in der Antike nur dem römischen Caesar vorbehalten - versinnbildlichen Anspruch und Vermögen dieser klugen Herrscher, die eher auf Verhandlungen denn auf kriegerische Auseinandersetzungen setzten.
Jetzt waren unsere Speicher endgültig voll. In der Messe auf dem Monte Pelegrino 600 m über Palermo, in der Grotte der heiligen Rosalia wurden wir heruntergekühlt und konnten innerlich ausruhen. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Das gemeinsame Abendessen, die Gespräche und das sorgsame Achten aufeinander, die Überwindung der Unpässlichkeiten ließen uns dankbar auf die vergangene Zeit zurückschauen: Tiefen Dank an unser Triumvirat: Herr Tello vom Kreis der Freunde Roms, Gianluca, einem der besten Busfahrer, denen ich begegnen durfte und Thomas, unserem kenntnisreichen und mit österreichischem Charme verbunden mit sizilianischer Farbigkeit gesegneten Reiseleiter ein ganz tiefes und von Herzen kommendes: DANKE

RGa